Nachdem im ersten Blogpost nur grob der Themenbereich genannt wurde, hier noch einmal offiziell: Ich werde mich in diesem Semester mit dem Thema Motion Identity beschäftigen und im Zuge dessen natürlich auch eine entwickeln. Davor gibt es aber noch einiges zu Recherchieren und zu Analysieren! Zuerst schauen wir uns den groben Prozess der Erstellung einer Motion Identity an und finden raus, was da denn alles dazu gehört!
Anders als klassisches Motion Design, das eher projektbasiert, ästhetisch/funktional gestaltet wird, geht es bei der Motion Identity um ein tieferes, systemisches Verständnis für die „Bewegungs-DNA“ einer Brand. Die Entwicklung einer professionellen Motion Identity hat verschiedene Stufen im Designprozess, der Strategie aber auch kreatives Experimentieren und technisches Know-how. In großen Braning-Agenturen wird Motion-Design und die Motion Identity schon zu Beginn des Designprozesses mit-konzipiert und beeinflusst die Brandgestaltung maßgeblich, ähnlich wie Typografie, Farben und Komposition.
In diesem Blogpost möchte ich den Workflow dokumentieren, den ich mir für dieses Projekt zurechtgelegt habe, um eine Motion Identity zu entwerfen.
Wir betrachten – weil ich noch unsicher bin worauf es schlussendlich hinaus läuft – zwei zentrale Szenarien:
1. Den Aufbau einer neuen Brand + Motion Identity von Grund auf
2. Die Integration einer Motion Identity in eine bestehende Markenwelt
Bevor es los geht schauen wir uns ein paar Beispiele an, um uns ein Bild davon zu machen, was uns am Ende dieser Reise erwartet:
Examples Motion Identitys
Deezer: https://koto.studio/work/deezer/ ‚
Spotify Wrapped: https://vucko.co/project/spotify-wrapped-2022
Faculty: https://koto.studio/work/faculty/
(guiding principles for motion: “balanced,” “straightforward,” and „bright.” >> symmetrical, light-driven ripples of color using our 50/50 threshold to make elements grow in an outwards motion from the center)
Electric Love Moodley: https://moodley.com/work/electric-love-festival-branding
Sock: https://koto.studio/work/sock/
Pairpoint https://koto.studio/work/pairpoint/
Instagram: https://www.itsnicethat.com/news/studio-dumbar-instagram-digital-120324
Motion Identity FIBA (Basketball): https://www.designmadeingermany.de/#185245
Motion identity Google Gemini: YOUTUBE Google – Welcome to the Gemini Era
https://youtu.be/_fuimO6ErKI?si=6Ds_PRxbj-LSl6ic
Netflix: https://thrumotion.com/netflix/
Zu genaueren Analysen verschiedener Motion Identities kommen wir dann wahrscheinlich später im Prozess!
Also, wie komme ich von Zero zu einer gelungenen Motion Identity:
Herangehensweise 1: Aufbau einer Brand + Motion Identity von Grund auf
Vgl. Koto 2025; Vgl. Gleave Dawncreative 2024
1. Phase: Briefing und Strategie — Das Fundament der Motion Identity
Die erste Phase bei der Erstellung einer Motion Identity besteht aus Recherche zur Marke und Positionierung. Man beginnt hoffentlich auch damit, ein detailliertes Briefing einzuholen, in dem die Stakeholder den Umfang, die Ziele, den Zeitrahmen und das Budget des Projekts definieren (Vgl. Never Sit Still o.D.).
Inhalte des Briefings:
- Wer ist die Marke?
- Was sind Vision, Mission und Werte?
- Wer ist die Zielgruppe?
- Was sind zentrale Touchpoints (Website, App, Social Media, Videos, etc.)?
- Welche emotionale Tonalität soll die Marke vermitteln? (z. B. verspielt, ernst, exklusiv, technologisch)
- Welche Stilistik verfolgt das statische Corporate Design bereits?
- Gibt es bestehende audiovisuelle Markenassets?
Ziel ist es, die Positionierung und den emotionalen Markenkern zu erfassen.
„Motion reinforces a brand’s personality. To do that, you have to be very clear on just what that personality is“ (Vgl. Gleave Dawncreative 2024).
Diese Grundlage bestimmt später, welche Persönlichkeit ind den Formen oder auch Bewegungsmustern (z. B. verspielt, ruhig, präzise) entwickelt werden.
Ein hilfreiches Werkzeug wenn es um Motion geht, sind z.B. Positionierungsskalen (Vgl. Gleave Dawncreative 2024), um visuelle und motion-relevante Attribute festzulegen. Zb.
Einfach ↔ Komplex >> Klarheit vs. Vielschichtigkeit
Zugänglich ↔ Exklusiv >> Breitenansprache vs. Premium
Traditionell ↔ Modern >> Klassisch vs. Zukunftsgewandt
Verspielt ↔ Ernst >> Locker vs. Seriös
Diese Skalen beeinflussen nicht nur Farbwahl und Typografie – sondern es lassen sich auch die späteren Bewegungsverhalten (z. B. dynamisch vs. ruhig) ableiten.
Schritt 2: Entwicklung der visuellen Identität
Auf Basis der strategischen Positionierung entsteht das visuelle Designsystem (darauf wird hier nicht genauer eingegangen):
- Logo(s)
- Typografie
- Farbwelt
- Iconografie
- Raster- und Layoutsystem
- Grafische Elemente (z. B. Linien, Muster, Illustrationen)
Dabei ist wichtig: Schon beim statischen Design an Bewegung denken!
Wie wird sich das Logo bewegen? Wie harmoniert das Layout mit Motion Transitions?
Schritt 3: Erste Motion Exploration
Diese Phase konzentriert sich auf Forschung und Entwicklung der Bewegung. In diesem explorativen Stadium werden experimentelle Bewegungsstudien durchgeführt, um zu entdecken, wie sich bestehende Markenelemente bewegen und interagieren. Wie Never Sit Still betont, ist dieser Schritt entscheidend für die Entwicklung von Motion Principles, die die Grundlage eines Motion-Systems bilden (Vgl. Never Sit Still o.D.).
Die Entwicklung einer klaren Botschaft für dein Motion Design wird den Großteil der Entscheidungen bestimmen.
– Welche Geschichte soll die Bewegung erzählen? Kann sie die Markenwerte und die Persönlichkeit bzw. das Produkt oder die Dienstleistung erklären?
– Soll die Bewegung in den Produkten selbst vorkommen oder nur in der Kommunikation und im Marketing verwendet werden?
– Welche Emotionen sollen geweckt werden? Soll die Bewegung nur eine funktionale Unterstützung sein, oder soll sie ausdrucksstark sein?
– Was wollen wir an der Marke hervorheben? Ist sie mit einer bestimmten Kultur, einem Stil oder einem Genre verbunden?
Zu den wichtigsten Aktivitäten in dieser Phase gehören:
- Bewegungsstudien für Logo-Dynamiken, Typografie-Verhalten und illustrative Elemente. (Wie kann das Logo auftreten/verlassen?)
- Erstellung von Bewegungsprototypen mit verschiedenen Tools wie After Effects, oder Figma.
- Vergleichende Analyse mithilfe von Skalen zur Definition des Bewegungsstils: billig vs. teuer, verspielt vs. ernst, traditionell vs. modern (Vgl. Gleave Dawncreative 2024).
- Emotionale Mapping: Welche Art von Bewegung erzeugt das gewünschte Gefühl? Welche Art von Energie soll die Marke vermitteln?
(Welche Bewegungsstile spiegeln die Marke?
Verspielt = bounce, unvorhersehbare Bewegungen; Premium = langsam, subtil, minimal; Technologisch = präzise, linear, geometrisch)
Schritt 4: Entwicklung der Motion Principles
Dieser Schritt überführt das Experimentieren in ein kohärentes System. Motion Principles definieren wie Bewegung das Verhalten und den Tonfall der Marke unterstützt, während Motion Mechanics spezifische Animationsstile und -verhalten beschreiben (Vgl. KOTO 2025).
Motion Principles definieren typischerweise:
– Geschwindigkeit und Rhythmus (langsam, schnell, elastisch)
– Richtung und Bewegungsachse
– Energiedynamik (hüpfend, fließend, scharf)
Motion Mechanics umfassen:
– Spezifische Techniken wie Slide-Ins, Bounce-Ins, Fade-Outs, Zooms
– Easing-Funktionen (ease-in, ease-out, ease-in-out, linear)
– Wiederholende Verhaltensweisen (Oszillation, Pulsation, Rotation)
Diese Definitionen gewährleisten Konsistenz über alle Formate und Ausgaben hinweg. Dieser Grundbauplan für das spätere System ist vergleichbar mit einem Styleguide für visuelle Gestaltung. (Vgl. Never Sit Still o.D.; Vgl. IBM Design Language 2023)
Schritt 5: Aufbau eines Motion Systems
Sobald die grundlegenden Prinzipien festgelegt sind, ist eine Verfeinerung erforderlich, um Skalierbarkeit und Praktikabilität sicherzustellen. Basierend auf den Prinzipien entsteht also das Motion System: Ein systemischer Baukasten, der genau definiert, wie sich welche Elemente bewegen.
Beispielhafte Module:
- Logoanimation
- Typo-Ein- und Ausblenden
- Übergänge zwischen Content-Blöcken
- Lower Thirds
- UI-Elemente: Buttons, Toggles, Formfelder
Auch die Easing-Kurven werden standardisiert:
(z. B. ease-in-out für organische Übergänge, bounce für dynamischen Effekt)
Tipp: Entwickle „Motion Mechanics“ – wiedererkennbare Bewegungsmuster mit Alleinstellungsmerkmal.
Zu dieser Phase gehört:
– Testen über verschiedene Plattformen hinweg (Web, Mobile, Video, Print)
– Anpassung der Bewegungsparameter basierend auf Nutzerfeedback und Zugänglichkeitsstandards
– Festlegung von Bewegungs-Hierarchien (z. B. primäre Bewegungen für große Übergänge, Mikro-Interaktionen für UI/UX) (Vgl. Never Sit Still o.D.).
Bestandteile eines Motion Systems:
- Timing-Logik (Geschwindigkeit, Taktung)
- Easing-Kurven (z. B. ease-in, ease-out, linear)
- Transitions (Ein-/Ausblendungen, Slide-Ins etc.)
- Standardanimationen (Hover, Click, Load, Scroll)
- Typografie-Animationen (Fade, Scale, Slide, Letter-by-Letter)
- Logoanimationen
- Formfeedback-Animationen (Fehler, Erfolg)
- Soundintegration (falls vorgesehen)
Example Motion-Guidelines:
Klarna: https://brand.klarna.com/motion#wordmark-animation
Vevo: https://brand.vevo.com/motion/
Github: https://brand.github.com/motion-identity/motion-guidelines
Zu berücksichtigende Motion-Touchpoints
Es gibt eine große Bandbreite an Motion, die in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlichen Absichten eingesetzt werden kann.
Bei der Entwicklung eines Motion-Systems oder der Guidelines ist es hilfreich, eine Vorstellung davon zu haben, wie Marken typischerweise mit Bewegung umgehen. Hier also ein kleiner Cheat-Sheet von KOTO (https://offbrandkoto.substack.com/p/reel-talk-the-power-of-branded-motion), der die typischsten Anwendungsfälle für Motion in einer Brand festhalten.

Schritt 6: Erstellung eines Motion Toolkits
Ein Toolkit sorgt für die Skalierbarkeit und Anwendung im Alltag:
- Templates. & Animationsvorlagen (z. B. Social Clips, Präsentations-Openings)
- Masterdateien/Quelldateien (After Effects, Figma, Lottie JSON)
- Motion Guidelines als PDF mit detaillierten Bewegungsprinzipien, -mechaniken und Anwendungsbeispielen (inkl. Timing-Tabelle, Easing-Library)
- Komponentenbibliothek
- ev ein Präsentationsdecks für interne und externe Stakeholder (Vgl. Never Sit Still o.D.)
Dadurch wird die Anwendung im Team vereinfacht – von Design bis Video Editing. Dieses Toolkit ist entscheidend für die Markenkonsistenz, insbesondere wenn mehrere Teams oder Agenturen an der Inhaltsproduktion beteiligt sind.
Schritt 7: Anwendung & Testing
Nun erfolgt der Rollout in allen Medienformen. Die Anwendung des Motion-Identity-Systems in realen Szenarien ist der ultimative Test für seine Wirksamkeit. Dazu gehören:
- Website und App-Interaktionen (Hover-Zustände, Button-Klicks, Seitenübergänge)
- Social Media Content (Intro/Outro-Karten, kinetische Typografie, animierte Infografiken)
- Videoproduktion (Intros, Outros, Transitions)
- Broadcast- und Präsentationsvideos, Pitchdecks (Logo-Animationen, Erklärvideos, Lower Thirds)
Schritt 8: Pflege & Weiterentwicklung
Motion Identities sind kein statisches Projekt – sie leben mit der Marke mit. Marken entwickeln sich weiter, und das sollte auch ihre Bewegungssprache tun. Bewegungssysteme solltenmodular und erweiterbar sein, um sich an zukünftige Markenerweiterungen und neue technologische Medien anzupassen (Vgl. KOTO 2025).
Regelmäßige Audits und Feedback-Zyklen können helfen:
– Veraltete Bewegungs-Assets zu identifizieren
– Die Zugänglichkeit und das Nutzererlebnis zu verbessern
– Sich an sich ändernde Markenstrategien anzupassen
- Feedback sammeln (User, Team, Performance-Metriken)
- Iterativ optimieren
- Neue Templates anlegen
- Plattformanforderungen anpassen
Tipp: Auch Accessibility-Kriterien (z. B. „reduce motion“ Systemoptionen) sollten regelmäßig geprüft und angepasst werden.
Herangehensweise 2: Integration einer Motion Identity in eine bestehende Marke
Vgl. Gleave Dawncreative 2024; Vgl. Never Sit Still o.D.
Schritt 1: Analyse der bestehenden Marke
Zunächst muss klar sein:
- Was ist die aktuelle Markenpersönlichkeit?
- Welche Emotionen vermittelt das Design?
- Welche Positionierung liegt vor?
Positionierungsskalen helfen auch hier zur Einordnung: „Wenn die Marke ernst, minimal und technologisch wirkt – wie muss dann Bewegung gestaltet sein?“ (Siehe oben)
Schritt 2: Motion Audit
Gibt es bereits Bewegungen?
- Videos?
- Microinteractions im Interface?
- Transitions?
Oft zeigt sich: Es gibt Inkonsequenz, die durch ein konsistentes Motion System gelöst werden kann.
Schritt 3: Motion-Ziele definieren
- Welche Funktion soll Motion erfüllen?
- Storytelling?
- UX-Optimierung?
- Brand Recognition?
- Welche Emotion soll transportiert werden?
- Wo soll Bewegung auftreten – wo nicht?
Schritt 4: Motion Prinzipien festlegen
Basierend auf der bestehenden Brand:
- Easing-Typen
- Timings
- Energielevel
- Animationscharakter
Wichtig: Bewegung muss das ergänzen, was die visuelle Marke vorgibt.
[Details siehe Prozess oben]
Schritt 5: Animation der zentralen Brand-Elemente
[Details siehe Prozess oben]
Alle weiteren Schritte wie oben
Und “few common mistakes to avoid” als Liste von KOTO (Vgl. KOTO 2025):
Don’t overdo it: Too much or overly flashy motion can be distracting. Treat motion like any other design element—focused and intentional. Always return to your strategy to create meaningful movement instead of digital clutter.
Don’t neglect the bigger picture: Every piece of motion should align with your overall strategy and strengthen your brand identity. Ignoring this can weaken your brand’s impact.
Don’t underestimate quality: If you don’t have the resources for high-quality motion design, stick with polished static designs. A professional-looking static asset is always better than poorly executed motion.
Accessibility is key: Motion design should include everyone. Add audio captions where needed and use Harding-FPA tests to ensure flash-heavy videos are safe for those with epilepsy.
Zirka so würde ich im Prozess dann auch vorgehen… hoffe ich! Wir werden sehen!
Weiter geht es damit, Inspiration zu sammeln und eine Brand zu (er-)finden, mit der ich arbeiten möchte!
Quellen:
- KOTO 2025
KOTO (18.02.2025): Reel talk: the power of branded motion design. In: offbrandkoto, https://offbrandkoto.substack.com/p/reel-talk-the-power-of-branded-motion (zuletzt aufgerufen am 16.03.2025) - Never Sit Still o.D.
Never Sit Still (o.D.): Motion Branding. In: Never Sit Still, https://neversitstill.com/motion-branding(zuletzt aufgerufen am 16.03.2025) - Gleave Dawncreative 2024
Amy Gleave (05.07.2024): Building a motion identity. In: dawncreative, https://www.dawncreative.co.uk/insight/building-a-motion-identity/ (zuletzt aufgerufen am 16.03.2025) - Dickinson 2024
Dickinson, Peter (13.03.2024): How do we understand Motion Design, Motion Identities, and Motion Systems: Enhancing Brand Presence. In: Linked.in, https://www.linkedin.com/pulse/how-do-we-understand-motion-design-identities-systems-peter-dickinson-uzbje/ (zuletzt aufgerufen am 16.03.2025)
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