Die Fechtszene zwischen Inigo Montoya und dem „Mann in Schwarz“ in The Princess Bride (1987) ist eine der ikonischsten Kampfszenen der Filmgeschichte. Sie vereint Humor, technische Präzision und Charakterdarstellung auf eine Weise, die bis heute ihresgleichen sucht. Doch was macht diese Szene so einzigartig? Neben einer brillanten Choreografie und schauspielerischen Leistungen zeichnet sich das Duell durch die Kunst des Theaterfechtens aus, einer Stilrichtung, die darauf abzielt, Kämpfe für das Publikum sicher und zugleich spektakulär zu gestalten.
In diesem Blog analysieren wir, wie Theaterfechten, historische Referenzen und die Arbeit des Choreografen Bob Anderson diese Szene zu einem Meisterwerk gemacht haben.
Theaterfechten: Gute Mischung aus Kunst und Sicherheit
Im Gegensatz zu realistischen Kampftechniken, die auf Effektivität und Effizienz abzielen, ist Theaterfechten eine Kunstform, die darauf ausgelegt ist, Kämpfe visuell beeindruckend und narrativ zugänglich zu machen. Bewegungen werden übertrieben, verlangsamt oder dramatisiert, um für das Publikum verständlich zu bleiben.
In The Princess Bride wurde das Theaterfechten bis zur Perfektion eingesetzt. Die Bewegungen der Charaktere sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch leicht nachvollziehbar. Der Film zeigt große, geschwungene Schläge und elegante Paraden, die deutlich über die Realität hinausgehen, aber dennoch glaubwürdig wirken.
Ein weiterer Vorteil des Theaterfechtens ist die Sicherheit der Darsteller. Cary Elwes (der „Mann in Schwarz“) und Mandy Patinkin (Inigo Montoya) haben beide monatelang trainiert, um die Choreografie perfekt zu beherrschen und gleichzeitig Verletzungen zu vermeiden. Der Einsatz stumpfer Waffen und präzise abgestimmter Bewegungen gewährleistete, dass die Szene nicht nur beeindruckend aussah, sondern auch sicher für die Darsteller war.
Die Fechtszene in The Princess Bride trägt die Handschrift von Bob Anderson, einem der renommiertesten Stunt-Choreografen der Filmgeschichte. Anderson, der selbst ein professioneller Fechter war, arbeitete an zahlreichen ikonischen Filmen wie Star Wars, Die drei Musketiere und Der Herr der Ringe.
In The Princess Bride setzte Anderson auf eine Mischung aus dynamischen Bewegungen und humorvollen Momenten. Jede Bewegung der Kämpfer ist präzise choreografiert, um die individuellen Persönlichkeiten der Charaktere zu unterstreichen:
Inigo Montoyas Kampfstil ist elegant, kontrolliert und technisch versiert, was seine Erfahrung und Hingabe als Fechter widerspiegelt.
Der „Mann in Schwarz“ kombiniert technische Präzision mit improvisierter Energie, was seinen scharfen Verstand und seine Anpassungsfähigkeit betont.
Charakterdarstellung durch Fechtkunst
Ein einzigartiger Aspekt der Fechtszene ist, wie sie die Persönlichkeiten der Charaktere durch ihren Kampfstil vermittelt.
- Inigo Montoya wird als ehrenhafter und hochbegabter Fechter dargestellt. Sein Stil ist geschmeidig und präzise, was seine Disziplin und Hingabe an die Kunst des Fechtens zeigt. Diese Eigenschaften spiegeln auch seinen inneren Konflikt wider: Seine Rache ist durchdrungen von Ehre und einem tiefen moralischen Kompass.
- Der „Mann in Schwarz“ hingegen ist ein cleverer und wendiger Kämpfer, der sich an seinen Gegner anpasst. Sein Stil ist weniger elegant, aber effektiv, was seine Fähigkeit symbolisiert, mit Intelligenz und Kreativität jede Herausforderung zu meistern.
Die Fechtszene ist nicht nur ein Kampf – sie ist ein Dialog zwischen den Charakteren, der ihre Persönlichkeiten und Motivationen auf subtile Weise enthüllt.

Referenz an historische Fechtmeister: Die Fechtkunst von Bonetti und Capo Ferro
Eine besondere Hommage an die historische Fechtkunst findet sich in den Dialogen der Szene. Während des Kampfes nennt Inigo Montoya Techniken, die auf reale Fechtmeister des 16. und 17. Jahrhunderts verweisen:
- „Bonetti’s Defense“ und „Capo Ferro“ beziehen sich auf historische Fechtmeister:
- Ridolfo Capo Ferro: Ein italienischer Fechtmeister des frühen 17. Jahrhunderts, dessen Werk Gran Simulacro dell’Arte e dell’Uso della Scherma (1610) als eines der einflussreichsten Fechtbücher seiner Zeit gilt.
- Bonetti: Obwohl es keinen Beweis gibt, dass es eine echte Fechtkunst namens „Bonetti’s Defense“ gab, ist dies vermutlich eine augenzwinkernde Hommage an die florierende Fechtszene der Renaissance.
Diese Anspielungen fügen der Szene eine zusätzliche Ebene hinzu und zeigen, dass die Macher des Films bewusst historische Elemente integriert haben, um die Authentizität und den Humor zu unterstreichen.
Der Humor als Herzstück der Choreografie
Was die Fechtszene in The Princess Bride so besonders macht, ist der Humor, der nahtlos in die Bewegungen und den Dialog eingebunden ist. Die Kämpfer kommentieren während des Duells nicht nur ihre eigenen Techniken, sondern auch die Fähigkeiten des Gegners. Dieser witzige Austausch lockert die Szene auf, ohne ihre technische Präzision zu beeinträchtigen.
Beispiel: Der Dialog, in dem beide Charaktere zugeben, dass sie absichtlich mit der schwächeren Hand kämpfen, ist ein genialer Moment, der sowohl Humor als auch Spannung aufbaut. Diese Mischung aus Leichtigkeit und Dramatik macht die Szene einzigartig.
Fazit
Die Fechtszene in The Princess Bride ist weit mehr als ein unterhaltsamer Schwertkampf – sie ist ein Kunstwerk, das Theaterfechten, Humor, Charakterdarstellung und historische Referenzen miteinander verbindet. Bob Andersons präzise Choreografie, die schauspielerischen Leistungen von Cary Elwes und Mandy Patinkin und die subtile Hommage an die Fechtkunst vergangener Jahrhunderte machen diese Szene zu einem zeitlosen Klassiker.
The Princess Bride zeigt, dass Kampfchoreografie nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine erzählerische Kunstform ist – eine, die sowohl die Augen als auch die Herzen der Zuschauer anspricht.