Ich dachte das Kapitel zu Mirco-Motion wird unglaublich lang und detailliert. Nach frustrierenden Stunden der Recherche lässt sich allerdings feststellen: Wenn man nicht gerade in die Psychologie der Mikro-Bewegungen im Menschlichen Körper eintauchen möchte ist es tatsächlich relativ schwierig seriöse Quellen zu finden, die das Thema auf dem hier nötigen Level behandeln.
Das mag an der Begrifflichkeit liegen, oder aber auch daran das Micro-Motion wohl nicht nur in der Animation sondern in so einigen Bereichen unseres Lebens eine rolle spielen: Sei es in einem simplen Dialog, im UI-Design oder aber auch in der Physik und Mechanik!
Aber, darum soll es nicht gehen. Was sind denn diese Micro Motions, mit denen ich mich beschäftigen wollte:
Micro Motions, nach meiner eigenen Definition, wären minimale Bewegungen, welche die Betrachter:innen nicht aktiv wahrnehmen, die aber die allgemeinen Wahrnehmung der Szene maßgeblich beeinflussen: Sei es das leichte Bouncen eines Objekts, oder eine micro-facial-expression. Im UI-Design wurden auf diversesten Websites aufgegriffen und beispielsweise wie folgt beschrieben „If you take a closer look at modern UI designs , you’ll notice that micro-animations have become an essential part. These aren’t your grand animations that dominate the screen and make visitors’ jaws drop. You can think of them as non-verbal cues, replacing lengthy explanations that would otherwise be essential for a smooth user experience.“ (Alpha Efficiency o.D.)
Das kann man wohl auch auf Animationen beziehen: Es sind jene Dinge, die deine Animation flüssiger und natürlicher wirken lassen. Beispielsweise können subtile Bewegungen, wie ein leichtes Zittern oder Schimmern, Informationen über emotionale Zustände und Texturmerkmale detaillierter darstellen. Kleine Bewegungen, z. B. das Heben einer Augenbraue, verleihen Figuren Tiefe und Authentizität. Mikro-Bewegungen können abstrakte Animationen bereichern, indem sie rhythmische Strukturen visualisieren und die Verbindung zwischen akustischen und visuellen Elementen stärken (Vgl. Moshammer 2023, S. 2-17).
Worauf kann man in erster Linie besonders achten? Die Prinzipien von Thomas und Johnston bieten einen guten ersten Anhaltspunkt. Prinzipien wie Secondary Actions, also Bewegungen, die eine Hauptaktion ergänzen, oder das Timing und Spacing, also wie die Platzierung und Geschwindigkeit subtiler Bewegungen die Wahrnehmung beeinflussen können perfektioniert werden.
Um auf Charakteranimation einzugehen:
Micro-Animations in der klassischen Animation gehören subtile Bewegungen wie ein leichtes Zucken der Mundwinkel, Blinzeln oder das Anheben einer Augenbraue, die jeweils dazu beitragen, feinste Emotionen zu vermitteln. (Vgl. Thomas/Johnston 1981, S. 50) Auch bringen beispielsweise Atembewegungen oder ein sichtbarer Puls Leben in Figuren. Nicht außer acht zu lassen sind physikalische Einflüsse auf die Szene, wie Haaren oder Kleidung, die im Wind schwingen. (Vgl. Williams 2009, S. 189).
Was sind Micro- und Macro-Expressions:
Makroexpressionen sind „normale“ Gesichtsausdrücke, die zwischen 0,5 und 4 Sekunden dauern und meist inhaltlich sowie im Ton mit dem Gesagten übereinstimmen. Mikroexpressionen hingegen sind kurze, flüchtige emotionale Reaktionen, due nur weniger als 0,5 Sekunden dauern. Diese mini Bewegungen werden oft nicht wahrgenommen und daher missinterpretiert, denn sie treten unbewusst auf und spiegeln meist versteckte Emotionen wider. Es sind meist Gesichtsausdrücke oder Gesten die unabhängig von Kultur, Sprache oder Hintergrund sind.
Mikroexpressionen spielen eben wegen dem universellen Auftreten und der Unkontrollierbarkeit eine wichtige Rolle. In der Psychologie is das Erkennen dieser emotionalen Pannen entscheiden um die emotionale Intelligenz bewerten zu können oder Täuschungen zu erkennen. (Vgl. Ekman 2022).
Aber ist das so wichtig? Die Forschung von Tianyu Hou bestätigt beispielsweise, dass Menschen Mikroexpressionen in animierten Figuren mit hoher Genauigkeit erkennen können. Es haben aber verschiedene Faktoren Einfluss auf die Wirkung. Übertreibungen steigern beispielsweise zwar die Intensität und Erkennbarkeit der gezeigten Emotionen, verringern jedoch die Natürlichkeit. Der gewählte visuelle Stil der Charaktere beeinflusst vor allem die Intensität der Emotion, wobei stylisierte Figuren als weniger intensiv wahrgenommen werden als realistische. Auch unterscheidet sich die Wahrnehmung bei unterschiedlichen Emotionen, wie beispielsweise Glück, Trauer und Überraschung – diese werden besser erkannt als Angst.(Vgl. Hou 2021)
Auch in Motion Graphics oder anderen eher künstlerischen Anwendungen schaffen Micro Animationen Details und narrative Tiefe – mal abgesehen von jenen subtilen Bewegungen die in den Animations-Prinzpien ohnehin schon aufgeschlüsselt wurden. In Datenvisualisierungen können beispielsweise subtile Bewegungen von Datenpunkten die Aufmerksamkeit auf Schlüsselinformationen lenken. Subtil animierte Typografie erzeugt visuelles Interesse, was als gestalterisches Element in Erklärvideos und Kurzfilmen genutzt werden kann.
Quellen:
Alpha Efficiency o.D.
Alpha Efficiency (o.D.): Micro Animations: Why Are They Crucial And How To Use Them Properly? In: Alpha Efficiency Blog, https://alphaefficiency.com/micro-animation (zuletzt aufgerufen am 05.01.2025)
Moshammer 2023
Moshammer, Gerald (2023): Abstract animation, emergent audiovisual motion and micro-expression. A case study of analogue music tracking with Robert Schumann’s Forest Scenes in AudioVisualizer. In: ResearchGate, https://www.researchgate.net/publication/373684415_Abstract_animation_emergent_audiovisual_motion_and_micro-expression_A_case_study_of_analogue_music_tracking_with_Robert_Schumann’s_Forest_Scenes_in_AudioVisualizer (zuletzt aufgerufen am 05.01.2025)
Hou 2021
Hou ,Tianyu: PERCEPTION OF MICRO-EXPRESSIONS IN ANIMATED CHARACTERS WITH DIFFERENT VISUAL STYLES, Thesis, Faculty of Purdue University. West Lafayette 2021
Williams 2009
Williams, Richard (2009): The Animator’s Survival Kit. A Manual of Methods, Principles and Formulas for Classical, Computer, Games, Stop Motion and Internet Animators. NewYork: Farrar, Straus and Giroux 2009
Thomas/Johnston 1981
Thomas, Frank/Johnston, Ollie(1981): The Illusion of Life: Disney Animation. NewYork: Abbeville Pr; Collectors Edition 1981
Adobe o.D.
Adobe (o.D): Die 12 Prinzipien der Animation. In: Adobe/Animation/Discover, https://www.adobe.com/de/creativecloud/animation/discover/principles-of-animation.html (zuletzt aufgerufen am 05.01.2025)
Ekman 2022
Ekman, Paul (2022): Micro Expressions. In: Paul Ekman Group, https://www.paulekman.com/resources/micro-expressions/ (zuletzt aufgerufen am 05.01.2025)
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