Themenvorstellung & Einführung – Ästhetische und narrative Mechanismen in der Animation: Morphing, Übertreibungen, Transitions und Co.

Blogpost 1
Research-Thema: „Ästhetische und narrative Mechanismen in Animation: Morphing, Übertreibungen, Transitions und Co.“

Die folgenden Blogposts widmen sich dem Thema „Ästhetische und narrative Mechanismen in Animation“. Im Rahmen dieser ersten Vorstellung und Einführung, soll neben dem Thema selbst auch die Basis für weitere Kapitel geschaffen werden.

Warum also dieses Thema?

Frisch aus dem Bachelor (und aus einer Bachelorarbeit zum Thema „Animation als Tool zur Sensibilisierung: Wie kann man durch den Einsatz verschiedener Animationsstile Identitätskrisen von jungen Erwachsenen effektiv darstellen, um Bewusstsein zu schaffen und zu sensibilisieren?“) war es keine einfache Aufgabe, sich gleich in ein neues und mindestens genauso tiefes Recherche-Thema zu stürzen. Es stellte sich also die Frage, welche Art von Recherche würde am ehesten dabei helfen, mich weiter mit Animation und Motion Graphics zu beschäftigen, ohne sich gleich spezifisch auf eine Thematische-Nische zu spezialisieren? Neben tausenden Interessensgebieten war nur eines wirklich sicher: Animation und Motion-Graphics würden mich bis zur Masterarbeit begleiten. Da scheint es nicht weit hergeholt, sich auch mit den Techniken und ästhetischen wie narrativen Fundamenten auseinander zu setzen, die „gute Animation“ ausmachen.
Was ist es also, dass man braucht, um die Animation von „ganz gut aber irgendetwas fehlt“ auf das nächste Level zu heben? Was ist es, dass immer zub fehlen scheint, um sich bei Betrachter:innen nicht als Anfänger zu enttarnen? Was sind diese versteckten, eigentlich logischen aber eben nicht eindeutigen Themen, welche die Animation meist noch irgendwie holprig erscheinen lässt?

Im Bereich Animation gibt es, wie auch beispielsweise im Grafik Design, jede menge Prinzipien, Mechanismen und Techniken, welche das Fundament von guten Design-Projekten bilden. Sie bedienen sich an der Wahrnehmungspsychologie und beruhen auf gelerntem Verhalten und psychologischen Phänomenen. Obwohl sie beim ersten Betrachten wohl „ganz logisch“ wirken, geraten sie beim erarbeiten der Projekte scheinbar immer wieder unter den Tisch.

Diese ersten Einführung, wie auch der folgende Blogpost zum Thema Animationsprinzipien, soll die Basis von Design- und Animationsprojekte festigen, bevor wir in weiterer Folge tiefer in jene Mechanismen eintauchen, die animierte Bewegtbilder ästhetisch wie narrativ prägen – seien es Themen wie Morphing, Übertreibungen oder Seamless-Transitions.

Gestaltungsprinzipien:

Auch wenn sich jene Gesetzmäßigkeiten, die dem Sehen und der Wahrnehmung zugrunde liegen, beim Entwerfen oft von selbst einschleichen, es es durchaus Vorteilhaft, die wichtigsten Prinzipien der Gestalt zu kennen und das eine oder andere über Gestaltpsychologie zu wissen. Gestaltetes – oder Entworfenes, oder Designtes – arbeitet bewusst mit vorhandenen Mustern, löst Assoziationen aus und leitet so die Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung ist viel mehr als nur zu registrieren, was da ist, und vielmehr das unbewusste erfassen der Information die es vermittelt.(vgl. Demmelbauer/Zellinger 2017, S70.)

Ganz nach dem Lehrbuch „Design und Kommunikation. In Theorie und Praxis.“ von Eva Demmelbauer und Elke Zellinger, werden im Rahmen dieses Blogposts eine Auswahl der wichtigsten Gestaltungsprinzipien – nach Max Wertheimer – zusammengefasst. (vgl. Demmelbauer/Zellinger 2017, S71ff.)

  1. Gesetz der einfachen Gestalt/Gesetz der Prägnanz: Eines der Grundgesetzte der menschlichen Wahrnehmung ist es, nicht nur die Einzelteile von etwas zu erkennen, sondern Formzusammenhänge zu bilden. Einfache, einmalige Formen werden in einer Gruppe gleichartiger Formen prioritär wahrgenommen.
  2. Gesetz der Figur-Grund-Trennung: Damit ein Objekt vom Verstand erfasst werden kann, muss es sich optisch vom Hintergrund abheben – was meistens von selbst passiert. Das Wahrnehmen ist also nur möglich, wenn man „das Wahrnehmungsfeld“ in unterschiedliche Bereiche teilen kann. Helle, symmetrische, oder kleine Flächen werden eher als das Objekt wahrgenommen, asl dunkle, asymmetrische oder grössere Flächen.
  3. Gesetz der Ähnlichkeit/Gleichheit: Elemente werden als Einheit erfasst, wenn sie sich beispielsweise in Form, Farbe oder Struktur ähnlich sind. Das Gesetzt der Ähnlichkeit hebelt im Zweifelsfall auch das Gesetz der Nähe oder der guten Fortsetzung auf.
  4. Gesetz der Nähe: Elemente die nah beieinander sind werden als optische Einheit wahrgenommen.
  5. Gesetz der Geschlossenheit: Geschlossene Strukturen werden als Einheit erkannt, und wir nehmen einfache und strukturierte Ordnungen schneller wahr. Wir tendieren deshalb Azu, unvollständige Elemente zu ergänzen: Beispielsweise ein Quadrat wird als solches erkannt, auch wenn nur seine vier Eckpunkte vorhanden sind.
  6. Gesetz der guten Fortsetzung: Wir sind es in unserer Wahrnehmung gewohnt, Linien zu verlängern und Dinge in eine gewohnte Richtung fortzusetzen. Wir gehen in der Linienführung also nicht davon aus, dass sich die Richtung, ändert oder sie geknickt ist.
Eine Infografik von designsensor.ch, die verschiedene Gestaltgesetzte mit Punkten visualisiert
Abb.1: Gestaltgesetzte Visualisiert (Quelle: designsensor,  https://www.designsensor.ch/gestaltgesetze/ (o.D.) (zuletzt aufgerufen am 17.11.2024))

In Literatur und auf verschiedensten Internetseiten und Blogs lassen sich heute aber schon an die hundert Gestaltungsprinzipien und Gesetze finden. Auch in Hinblick auf Designprinzipien, die sich davon ableiten. Ein paar, oft genannte Designprinzipien kurz zusammengefasst:

Hierarchie:
Die Anordnung von Designelementen beeinflusst, was Betrachter zuerst wahrnehmen. Auffällige Platzierung, fetter Text oder Rahmen lenken den Fokus der Betrachter:innen gezielt auf die wichtigen Informationen. (Vgl. Agindi 2024)

Kontraste:
Konntest lenkt den Blick und unterstützt die Hierachie, denn gegensätze in Farbe, Form oder Schriftgröße erzeugen Spannung und betonen zentrale Elemente. (Vgl. Agindi 2024) 

Ausrichtung und Balance:
Elemente entlang von Linien anzuordnen, schafft Ordnung und Kohärenz. Symmetrische Balance vermittelt Ruhe, asymmetrische Balance erzeugt Dynamik. (Vgl. Reid 2017)

Wiederholung und Konsistenz:
Wiederkehrende und konsistente Verwendung deiner Design-Elemente, wie Schriftarten, Farben oder Muster, stärken den Zusammenhang und die Einheitlichkeit deines Design. (Vgl. Reid 2017) Über das Produkt hinaus kann so mit Corporate Designs und Co. Wiedererkennbarkeit entstehen.

Farbgestaltung und Emotion:
Natürlich beeinflussen Farben die Wahrnehmung und transportieren Emotionen, wie man in der Farbtheorie genauer untersuchen kann. Die gezielte Wiederholung von Farben in Designelementen verstärkt die Botschaft, sorgt für Einheiten, Hierarchie und Zusammenhalt. (Vgl. Agindi 2024)

Bewegung und Blickführung:
Wichtig im Design ist es, den Blick der Betrachter:innen gezielt durch die Komposition zu lenken. Das Auge soll ganz natürlich von einem zum nächsten Element geführt werden. (Vgl. Reid 2017)

Weißraum:
Der Weißraum, oder auch negativer Raum, ist ein wichtiges Element der Gestaltung, da er dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Elemente eines Designs zu lenken. Die leere Bereiche schaffen Struktur und Fokus, lassen das Design “atmen” und verhindern visuelle Überladung. (Vgl. Agindi 2024)


Mit dieser Sammlung an Gestaltungs- und Designprinzipien sollte die Basis der Wahrnehmung von Design, wie wir sie in den folgenden Blogposts behandeln wollen, geschaffen sein. Was im statischen Grafik Design funktioniert, kann weiterführend auch auf Animationen und Motion Graphics bezogen werden. Welche Ebenen durch die Bewegung der Elemente hinzukommen und welche Animationsprinzipien darin Anwendung finden, wird im folgenden Kapitel aufgearbeitet. 😉

Quellen:

Demmelbauer/Zellinger 2017
Demmelbauer, Eva/Zellinger, Elke: Design und Kommunikation. In Theorie und Praxis. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky 2017

Agindi 2024
Agindi GmbH (19.04.2024): Die Kunst der Gestaltung: Die wichtigsten Designprinzipien. In: Agindi Blog, https://www.agindi.media/blog/designprinzipien (zuletzt aufgerufen am 17.11.2024)

Reid 2017
Reid, Mag (2017): Die 7 Design-Prinzipien, die jeder Designer und Unternehmer kennen sollte. In 99designs.com, https://99designs.de/blog/design-tipps/design-prinzipien/ (zuletzt aufgerufen am 17.11.2024)

Abbildung: 
Abb. 1: Gestaltprinzipien visualisiert
Quelle: designsensor,  https://www.designsensor.ch/gestaltgesetze/ (o.D.) (zuletzt aufgerufen am 17.11.2024)

Disclaimer: 
This text was proofread for punctuation, grammar and spelling errors with the help of ChatGPT 4o. The content of the text remains unaffected.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *