Evaluation der Masterarbeit “Personenkennzeichnungen und -beschreibungen in der Audiodeskription von Dokumentarfilmen.”

Titel:
Personenkennzeichnungen und -beschreibungen in der Audiodeskription von Dokumentarfilmen. Eine exemplarische Analyse am Beispiel des Dokumentarfilms “trust WHO”
Autorin: Alexa Lintner
Jahr der Veröffentlichung: 2018
Institution: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Masterstudiengang Angewandte Linguistik
Betreuung: Prof. Dr. Susanne J. Jekat

Einführung und Aufbau der Arbeit

Die Masterarbeit untersucht die Frage, ob bestehende Richtlinien zur Erstellung von Audiodeskriptionen (AD) – primär für Spielfilme entwickelt – auf die Gattung des Dokumentarfilms übertragbar sind. Im Mittelpunkt steht die Analyse der AD zum Dokumentarfilm trust WHO von Lilian Franck (2017). 

Die Arbeit ist klar strukturiert in theoretische Grundlagen, empirische Analyse in Form eines Rezeptionstest, Diskussion, Fazit und Ausblick.

Ein Werkstück im engeren Sinne, also z.B. in Form eines Films mit AD, wurde nicht erstellt, dafür aber ein umfangreicher methodischer Untersuchungsrahmen samt Analyseinstrumentarium und Rezeptionstest, der als praxisnahes Forschungsprodukt gesehen werden kann. 

(Generell wird in der Schweiz oft an Kunstschulen der wissenschaftliche Part an solchen Arbeiten sehr kurzgehalten und das Werkstück, also z.B. in meinem Studiengang Film Editing an der Züricher Hochschule der Künste, steht der Film bzw. das erstelle Werkstück klar im Vordergrund. Deshalb fiel die Wahl der Arbeit auch auf eine Masterarbeit der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)

Fragen zur Werkstücksdokumenatation:

  • Wie ist das Werkstück dokumentiert?
    Die AD des Films trust WHO wird detailliert analysiert und mit einem eigens durchgeführten Rezeptionstest empirisch getestet. Die Vorgehensweise ist transparent und sehr verständlich dokumentiert und aufgegliedert (Kapitel 3.2 & 3.3).
  • Wo und wie ist das Werkstück zugänglich?
    Die analysierte AD ist öffentlich nicht direkt zugänglich (zumindest könnte ich im Rahmen dieser Arbeit keinen Verweis finden), allerdings ermöglicht die Dokumentation in der Arbeit (inkl. Transkripte und Beispiele) eine sehr gute Nachvollziehbarkeit und Verständlichkeit für die AD und den Film.
    Die Masterarbeit an sich kann auf der Website der Bibliothek der ZHdK/ZHdW nach erfolgreicher Anmeldung einfach heruntergeladen werden.
  • Passen Theorie und praktische Umsetzung zusammen?
    Ja. Die theoretischen Grundlagen, insbesondere zur Translationswissenschaft, Audiodeskription und Dokumentarfilm, werden konsequent mit der praktischen Analyse verknüpft und ergeben für mich im Überfliegenden und an gewissen Stellen punktuellen Lesen Sinn und sind sehr nachvollziehbar.
  • Ist die Dokumentation klar und verständlich?
    Ja. Die Arbeit ist sprachlich präzise, methodisch sauber dokumentiert und auch für Leser:innen ohne tiefgehendes Vorwissen zugänglich. Die Arbeit war sehr angenehm und spannend zu lesen.
  • Entspricht die Qualität des Werks den Erwartungen an eine Masterarbeit?
    Absolut. Die Arbeit ist forschungsorientiert, innovativ und zeigt ein hohes Maß an Eigenständigkeit und analytischer Tiefe.
    Generell ist es auch ein sehr wichtiges und spannendes Thema, das in der bisherigen Literatur oft wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Ich persönlich habe mich bisher auch noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt und das obwohl Inklusion im Film schon ein Thema ist, das bei uns an der Schule behandelt wurde.

Bewertung nach CMS-Kriterien

1. Gesamteindruck / Präsentationsqualität:
Die Arbeit wirkt insgesamt sehr professionell und durchdacht. Sie ist gut lesbar, logisch aufgebaut und sowohl sprachlich als auch formal sorgfältig gestaltet. Auch die Tabellen, Grafiken und Zitate sind ordentlich eingebunden und unterstützen den Text sinnvoll.

Aufgefallen ist mit der Zitationsstile, der nicht dem klassischen APA oder Chicago Stil entspricht. Bei meiner Recherche fand ich heraus, dass das allem Anschein nach „modifizierter Autor-Jahr-Stil, der häufig in deutschsprachigen geistes- und sozialwissenschaftlichen Arbeiten verwendet wird, insbesondere in der Angewandten Linguistik, Übersetzungswissenschaft“.

2. Innovationsgrad:
Die Arbeit greift ein Thema auf, das in der Forschung bisher wenig behandelt wurde – nämlich wie gut AD-Richtlinien für Spielfilme auch bei Dokumentarfilmen funktionieren. Dass das Ganze mit einer eigenen Analyse und Untersuchung untermauert wird, macht den Beitrag besonders spannend.


3. Eigenständigkeit:

Der Rezeptionstest, die detaillierte Analyse der AD und die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Regeln zeigen deutlich, dass die Autorin selbstständig gearbeitet und eigene Ideen eingebracht hat. Und ebenfalls zeigt die Arbeit, dass die Autorin wirkliches und großes Interesse an dem Thema mitbringt und dass nicht nur eine „Pflichtmasterarbeit“ war.

4. Aufbau und Struktur:
Die Gliederung ist klar und nachvollziehbar. Die einzelnen Kapitel bauen logisch aufeinander auf, von der Einleitung über die Theorie bis hin zur Analyse und dem Fazit. Man findet sich gut zurecht und hat einen guten Überblick.

5. Kommunikation / sprachliche Darstellung:
Die Sprache ist wissenschaftlich, aber trotzdem verständlich. Fachbegriffe werden gut erklärt und passend eingesetzt. Stilistisch ist die Arbeit abwechslungsreich und präzise geschrieben. Sehr angenehm und spannend zu lesen.

6. Umfang und Tiefe:
Mit etwa 90 Seiten (plus Anhang) hat die Arbeit genau den richtigen Umfang, weder zu kurz noch unnötig lang. Sie geht inhaltlich in die Tiefe, ohne sich in Details zu verlieren. Theorie und Praxis werden gut miteinander verbunden.

7. Genauigkeit / Detailgenauigkeit:
Man merkt, dass hier sehr sorgfältig gearbeitet wurde. Die Zitate und Quellen sind korrekt angegeben, und die Analyse ist gründlich, ohne zu überladen zu wirken.

8. Literatur:
Die Auswahl der Literatur ist breit gefächert, aktuell und thematisch passend. Neben wichtigen Quellen zur Audiodeskription werden auch filmwissenschaftliche und übersetzungsbezogene Perspektiven berücksichtigt.

Gesamturteil 
Die Masterarbeit von Alexa Lintner macht insgesamt einen sehr starken Eindruck und hat mich in meiner Recherche überzeugt. Sie behandelt ein relevantes Thema und zeigt, dass sich die Autorin intensiv und strukturiert damit auseinandergesetzt hat und das dann auch in Form dieser Masterarbeit gut weitergeben und ausführen kann. Besonders positiv ist mir aufgefallen, wie kritisch sie die bestehenden Richtlinien zur Audiodeskription hinterfragt. Theorie und Praxis sind gut miteinander verknüpft, und ihre Argumentation ist durchgängig nachvollziehbar. Große Schwächen waren für mich in meiner Analyse kaum zu finden, man könnte anmerken, dass es hilfreich gewesen wäre, wenn die analysierte Audiodeskription im Anhang zu finden, um die Ergebnisse besser nachvollziehen zu können und auch als Person, die keine Erfahrung mit AD hat einen Praxisnahen Einstieg zu bekommen.

*die Arbeit wurde mit ChatGPT auf Grammatik und Rechtschreibung überprüft

Beurteilung der Masterarbeit von Stefanie Nina Steinbichl

Die Klanglichkeit des Sterbens – Untersuchung zur Anwendung und Wahrnehmung klanglicher Todessymbolik und –stereotypen im Sound Design am Beispiel ausgewählter Filmszenen

Hochschule der Medien Stuttgart – Studiengang Elektronische Medien
Erstprüfer: Prof. Oliver Curdt
Zweitprüfer: Prof. Thomas Görne
28. Februar 2011


Die forliegende Masterarbeit von Stefanie Nina Steinbichl beschäftigt sich mit der klanglichen Dimension des Todes im Medium Film und untersucht, wie sich Todessymbole und -stereotype im Sound Design manifestieren und auf die Wahrnehmung des Publikums auswirken. Aufbauend auf theoretischen Grundlagen aus Film-, Medien- und Musikforschung entwickelt die Stefanie Steinbichl eine eigenständige Analyse klanglicher Ausdrucksformen und verknüpft diese mit einem Hörversuch, der die emotionale Wirkung spezifischer Klänge überprüft.

Die Gestaltungshöhe dieser Arbeit ist auf einem hohen ästhetischen Niveau. Die Autorin analysiert zahlreiche filmische und klangliche Gestaltungselemente mit großer Sorgfalt und zeigt ein gutes Verständnis für die komplexe Wechselwirkung zwischen Ton, Emotion und Narration. Die Darstellung der Beispiele und die Einbindung des empirischen Materials sind formal wie inhaltlich gut gelungen. Hervorzuheben ist auch die Gestaltung des eingereichten Textes. Das Format ist ungewöhnlich, überzeugt aber durch ein ansprechende und gut lesbare Erscheinung.

Die Beschäftigung mit Todessymbolik ist an sich soweit ich das beurteilen kann bereits unzählige Male erfolgt. Der Innovationsgrad der Arbeit liegt hier eher in der Verknüpfung verschiedenster Blickwinkel. Die Untersuchung verbindet unter anderem Ansätze aus der filmwissenschaftliche Theorie, Sound Studies und Wahrnehmungspsychologie. Der empirische Hörversuch stellt eine wertvolle Erweiterung des theoretischen Ansatzes dar.

Hinsichtlich der Selbstständigkeit zeigt die Arbeit ein hohes Maß an Eigeninitiative und Reflexionsvermögen. Konzept, Methodik und empirische Umsetzung sind klar eigenständig entwickelt, und die Quellenarbeit ist sorgfältig dokumentiert. Besonders positiv fällt auf, dass im Anschluss auch eine Reflexion der eigenen Forschungsmethodik efolgt.

Die Gliederung und Struktur der Arbeit sind logisch aufgebaut. Der Übergang von der theoretischen Fundierung über die analytische Untersuchung bis hin zum empirischen Teil ist nachvollziehbar und gut balanciert. Die Kapitel bauen sinnvoll aufeinander auf und führen die Leser*innen Stück für Stück zu den Ergebnissen.

Auch der Kommunikationsgrad der Arbeit ist hoch. Trotz der vielen Ansätze gelingt es der Autorin, ihre Argumentation klar verständlich zu formulieren. Wissenschaftliche Terminologie wird häufig eingesetzt, ohne aber dabei die Lesbarkeit einzuschränken.

Der Umfang der Arbeit ist sehr groß. Der Text enthält eine detaillierte Analyse, umfangreiche empirische Auswertungen sowie ergänzende Materialien in Form von Diagrammen, Fotografien und einer beigelegten DVD (die mir leider nicht vorlegt).

Bezüglich Orthografie, Sorgfalt und Genauigkeit zeigt die Arbeit eine hohe sprachliche und formale Qualität. Zitierweise, Layout und Quellenangaben sind korrekt umgesetzt und die Darstellung der Forschungsergebnisse ist präzise. Der Zitierstil ist jedoch ein anderer als der an unserem Institut präferierte.

Das Literaturverzeichnis bzw. Filmverzeichnis könnte evtl. ein klein wenig umfangreicher sein aber ist insgesamt sauber aufgebaut und spiegelt eine sorgfältige, interdisziplinäre Recherche wider.