Die Dreifaltigkeit
Ich schreibe meine Masterarbeit über das Thema Projektionen, Mappings und Hologramme an ungewöhnlichen Orten, etwa in Kirchen oder verlassenen Räumen und darüber, wie deren kultureller und architektonischer Kontext die Wahrnehmung und Bedeutung des Kunstwerks beeinflusst.
Meine Forschung untersucht, wie vertraute Orte durch Projektionen transformiert und neu kontextualisiert werden können, sodass sie zu immersiven, emotional aufgeladenen Räumen werden. Ich plane, verschiedene Projektionstechniken an unterschiedlichen Standorten zu erproben, um deren ästhetische, räumliche und atmosphärische Wirkung zu analysieren. Der praktische Teil der Arbeit wird die Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten drei Semester zu einem kohärenten Showcase bzw. einer Ausstellung zusammenführen, in der Theorie und künstlerische Praxis miteinander verschmelzen.
Erweiterung der Idee: von der Kirche zur Trinität der Räume
Ursprünglich sollte sich die Masterarbeit ausschließlich auf sakrale Räume konzentrieren, also auf die Wirkung von Videomapping in Kirchen oder Kapellen. Doch durch die Erfahrungen beim Klanglicht Festival 2025, bei dem ich mit verschiedenen Formaten und Raumkontexten experimentieren konnte, hat sich mein Konzept weiterentwickelt.
Statt nur einen Raumtyp zu untersuchen, möchte ich nun eine Solo-Exhibition konzipieren, die aus drei unterschiedlichen Projektionsorten besteht. Diese Orte bilden eine Art Dreifaltigkeit oder „Holy Trinity“ der Wahrnehmung, drei Pole, die jeweils einen eigenen Charakter und Symbolwert haben:
- Der sakrale Raum: eine Kirche oder Kapelle, die Spiritualität, Transzendenz und kollektives Erleben repräsentiert.
- Der urbane, industrielle Raum: etwa ein verlassener Keller, ein altes Firmengelände oder das Hornig-Areal in Graz, das für Transformation, Vergänglichkeit und technische Überformung steht.
- Der natürliche Raum: die Landschaft oder ein Waldrand, vergleichbar mit den Arbeiten von Philipp Franke, der Projektionen in der Natur als poetische Erweiterung des Raumes versteht (Franke 2022).
Jeder dieser Orte soll eine eigene Geschichte erzählen, zugleich aber Teil eines übergeordneten Narrativs bleiben: einer Reflexion über Transformation, Wandel und Wahrnehmung.
Theoretische Grundlage – Raum, Wahrnehmung und Materialität
Die Auseinandersetzung mit Projektionen an ungewöhnlichen Orten ist eng verbunden mit Fragen der Wahrnehmungsästhetik. Maurice Merleau-Ponty beschreibt in seiner Phänomenologie der Wahrnehmung (1945), dass Raum nicht nur geometrisch, sondern leiblich erfahren wird. Diese Idee ist besonders relevant für immersive Medienkunst, da Projektionen hier nicht nur visuell wirken, sondern auch den Körper der Betrachter:innen in das Werk einbeziehen.
Auch der medientheoretische Ansatz von Giuliana Bruno (Surface: Matters of Aesthetics, Materiality, and Media, 2014) ist zentral: Sie versteht Projektion als „Haut“ oder „membrane“, die zwischen Bild, Raum und Emotion vermittelt. Diese Perspektive erlaubt es, Projektionen nicht nur als technische Lichtphänomene, sondern als räumliche Erzählungen zu begreifen, die kulturelle Bedeutungen neu verhandeln.
Auf Basis dieser theoretischen Ansätze möchte ich untersuchen, wie Materialität, etwa das projizierte Medium (Stein, Stoff, Nebel, Glas), die Atmosphäre und semantische Tiefe einer Installation beeinflusst.
Technische und ästhetische Ansätze
Für die drei Räume plane ich den Einsatz verschiedener Projektions- und Mapping-Stile:
- Hologramm-Projektionen (z. B. mit Holonet oder Hologauze-Materialien) für transparente, schwebende Ebenen,
- Fog-Projektionen auf Nebel oder Dunst, um ephemere, körperlose Formen zu erzeugen,
- Klassische Fassaden- und Objektprojektionen für architektonische Strukturen.
Diese Techniken sollen nicht nur formal differenziert werden, sondern in ihrer räumlich-sensorischen Wirkung vergleichend untersucht werden. Ziel ist es, herauszufinden, wie unterschiedliche Medien die Wahrnehmung von Tiefe, Bewegung und Präsenz erzeugen – und inwiefern sich daraus neue Formen einer „expanded perception“ ableiten lassen.
Verbindung zu bisherigen Arbeiten
Die geplante Ausstellung knüpft an meine bisherigen Arbeiten an, die sich alle mit dem Thema Transformation auseinandersetzen:
- die Partikelstrom-Animation für Markus Zimmermann,
- die Fassadenprojektion für MO:YA Generate 25,
- sowie meine Installation „The Dragon’s Cave“ im Schlossbergstollen, die beim Klanglicht 2025 gezeigt wurde (Klanglicht Festival 2025).
Diese drei Projekte bilden die Grundlage einer inhaltlichen Linie, die sich nun in einer forschend-künstlerischen Ausstellung fortsetzt. Sie markieren den Übergang von einzelnen Experimenten zu einem systematischen Vergleich audiovisueller Raumformate.
Persönliche Zielsetzung
Mein langfristiges Ziel ist es, den Schritt vom hauptberuflichen Mediendesigner hin zum freischaffenden Medienkünstler zu vollziehen, der audiovisuelle Installationen für öffentliche Räume realisiert. Dazu möchte ich ein starkes Portfolio aufbauen und eine klare künstlerische Argumentation entwickeln, die es mir ermöglicht, mit Städten, Sponsoren und Institutionen zusammenzuarbeiten.
Zugleich soll die Masterarbeit zeigen, dass ortsbezogene Medienkunst einen relevanten Beitrag zur kulturellen Wahrnehmung leisten kann, insbesondere, wenn sie in ungewöhnlichen Kontexten entsteht, die bestehende Bedeutungsstrukturen hinterfragen.
Schlussgedanke
Die geplante Trilogie aus Kirche, Industrie und Natur versteht sich als offenes Forschungslabor für Licht, Klang und Raum. Sie soll zeigen, wie Projektion als Medium sowohl sinnlich als auch erkenntnisfördernd wirkt: als ein Werkzeug, um über das Verhältnis von Technologie, Emotion und Spiritualität nachzudenken und letztlich über die Art und Weise, wie wir Räume erleben, erinnern und transformieren.
Literaturverzeichnis (Chicago Author–Date)
Bruno, Giuliana. 2014. Surface: Matters of Aesthetics, Materiality, and Media. Chicago: University of Chicago Press.
Frank, Philipp. 2025. Instagram – https://www.instagram.com/philipp.frank_/
Klanglicht Festival. 2025. Official Website. Accessed November 2025. https://www.klanglicht.at
Hinweis zur Verwendung von KI-Tools
Zur sprachlichen Optimierung, Recherche und für Verbesserungsvorschläge hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck wurde ein KI-gestütztes Schreibwerkzeug (ChatGPT, OpenAI, 2025) verwendet.