Take-away: Vortrag von Kerstin Röse – „Digital Exclusion“
Der Vortrag von Kerstin Röse beim World Usability Congress war für mich ganz spannend, weil er ein Thema behandelt hat, das man im UX/UI-Design oft vergisst: ältere Menschen als Zielgruppe. Wir designen meistens neue Interfaces, informieren uns über die neusten KI Modelle oder das Internet of Things, dabei gibt es gleichzeitig eine ganze Generation, die sich von dieser „digitalen Welt“ ausgeschlossen fühlt oder gar keinen Zugang hat. Eigentlich ein Thema, dass uns in Betracht unserer Großeltern auch bewusst ist, aber es war trotzdem interessant, noch ein paar empirischere Daten und noch mehr sensibilisierung zu dem Thema zu bekommen. Jedenfalls ging es im Vortrag um digitale Exklusion, speziell bei Menschen ab 65 Jahren, und was wir als Designer*innen dagegen tun können.
Röse hat in ihrem Talk den Satz gesagt: „Every generation will get their silverliners.“ – also, jede Generation bekommt irgendwann ihre „Silberrücken“, ihre älteren Menschen, die mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten müssen. Sie hat auch schön gezeigt, wie sich die digitale Interaktion über die Jahrzehnte verändert hat – von Kommandozeilen über grafische Interfaces bis hin zu KI Inputs meist über Sprache. Ich hab mich gefragt, welche technische Neuerung wohl kommen wird, wenn ich ein silverliner bin und mit der Weiterentwicklung kämpfe.
Ein zentrales Thema war, dass digitale Transformation nur dann erfolgreich ist, wenn sie alle einschließt. Damit hat sie deutlich gemacht, dass digitale Teilhabe nicht nur ein soziales, sondern auch ein wirtschaftliches Thema ist. Anscheinend gewinnt man nämlich nur so Konzerne dazu, Inklusion zu betreiben: Wenn ältere (oder anderwertig beeinträchtigte) Menschen ausgeschlossen bleiben, verlieren sowohl sie als auch Unternehmen wichtige Potenziale. Und schließlich geht es immer um den Umsatz.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Studie „D21 Digital-Index 2020/21“, die sie zitiert hat. Darin wurde untersucht, was sogenannte „Offliner“ – also Menschen, die das Internet nicht nutzen – motivieren würde, doch digital aktiv zu werden. Die Ergebnisse waren so:
- 23 % würden sich mehr trauen, wenn ihnen jemand zeigt, wie es funktioniert.
- 20 % wünschen sich einfachere Bedienung.
- 19 % würden sich überzeugen lassen, wenn sie einen klaren persönlichen Nutzen sehen.
Diese Zahlen zeigen ziemlich deutlich, dass es beim Thema „Digital Inclusion“ nicht nur um Technik geht, sondern um Verständnis, Empathie und gute Kommunikation. Als Designer*innen sollten wir besondern bei der “einfachen Bedienung” einwirken können – indem wir Produkte schaffen, die intuitiver sind, Vertrauen aufbauen und Menschen Schritt für Schritt begleiten. Den letzten Punkt mit “persönlichen Nutzen” verstehe ich nicht ganz. Wenn sie eh keinen Zweck für an einem digitalen Gerät sehen, weil sie ihr Leben ev. mithilfe von Verwandten oder offline Medien regeln können, dann seh ich auch keinen anderen Nutzen, außer kommerz, den Offlinern unbedingt das Internet aufzubürden.
Was ich aus dem Vortrag wiedermal mitgenommen habe, ist vor allem: Design hat Verantwortung. In meiner Masterarbeit wird es wahrscheinlich nicht um ältere Menschen oder Barrierefreiheit im Web gehen, aber ev. um die Benachteiligung von Frauen in Kunst und Wissenschaft, und der Grundtenor “Exklusion” bleibt auch hier derselbe.
Hier der Link zu der Studie:
Es kommen bei dem Digitalisierungsindex jährlich Zahlen raus, in wie weit die Digitalisierung in Deutschland fortgeschritten ist.