Am Samstag war es so weit und der lang erwartete Drehtag stand uns bevor. Nach wochenlanger Vorbereitung, Tests, Storyboard-Anpassungen und Proben ging es nun endlich ans Eingemachte. Vier Teams, vier Choreografien, vier verschiedene Herausforderungen und ein durchgetakteter Tag mit knapp neun Stunden Drehzeit.
Ankunft und Aufbau – 09:30 Uhr
Pünktlich um halb zehn traf ich gemeinsam mit Tom am Drehort ein. Die Location, das Kellergewölbe der Sprezzatura Fechthalle, war bereits vom Vorabend vorbereitet. Licht, Kamera und Gimbal wurden eingerichtet, Ersatzakkus bereit gelegt, und nach einem kurzen Briefing und finalen Testen konnte der Dreh tatsächlich um etwa 10:00 Uhr starten.
Folgende Reihenfolge an Einstellungen hatte sich von Beginn an gut etabliert und wurde während des gesamten Drehtages auch so eingehalten:
- Start mit Totale aus drei Winkeln (Ecke Links, Mittig, Ecke Rechts), wenig bis kaum Bewegung, außer es war choreografisch nötig
- Filmen der Choreo aus Halbtotale bis Amerikanische, jeweils einen der Schauspieler*innen im Fokus (Tracking)
- Dann erst wurden die Storyboard-Shots nach und nach abgearbeitet
Mir persönlich war es wichtig, ausreichend Backup-Clips der einzelnen Choreografien zu haben, damit ich während des Schnitts freie Auswahl an Kameraeinstellungen und -winkel habe, insbesondere, da zum Zeitpunkt der Produktion noch die praktische Erfahrung bei mir fehlte. Daher wählte ich das Motto “lieber zu viel Auswahl an Clips als zu wenig.”
Team 1 (10:00 – ca. 11:30 Uhr): Der sanfte Einstieg
Die erste Gruppe bildete den idealen Auftakt. Die Choreografie war einfach gehalten, keine riskanten Würfe, keine komplizierten Techniken oder komplexe Kamerafahrten. Entsprechend ruhig und konzentriert verlief auch der Dreh. Wir konnten uns gemeinsam einarbeiten, Kamera und Bewegung aufeinander abstimmen und erste Shots aufzeichnen, ohne direkt unter Druck zu geraten.
Die eingeplante Zeit von rund 1,5 Stunden wurde eingehalten, trotz kleinerer Wiederholungen waren wir gut im Zeitplan und es bestätigte sich, dass der Einstieg mit der einfachsten Choreo eine sehr kluge Entscheidung war.
Team 2 (11:30 – ca. 14:45 Uhr): Anspruch auf allen Ebenen
Gruppe 2 war von Anfang an als die mit Abstand anspruchsvollste Choreografie eingeplant – und genau das sollte sich auch bestätigen. Der Dreh mit diesem Team nahm schließlich über 3 Stunden und 15 Minuten in Anspruch, also deutlich länger als geplant.
Besonders aufwendig gestalteten sich die Kamerafahrten während des Ringens und Wurfes, inklusive des von mir durchgeführten Arc-Shot und eines optionalen Close-Ups, das separat aufgenommen wurde. Auch das gegenseitige Entwaffnen mit finaler Endpose erforderte viele Wiederholungen, nicht zuletzt, weil der finale Shot mit einem komplexen Kameralauf, ein erneuter Arc Shot, im Halbkreis und anschließendem Rückwärtsgang gefilmt wurde. Als zusätzliche Herausforderung befand sich meine Endposition so eng an der Trainingswaffenwand wie es nur möglich war, um die Szene in einer Totale enden lassen zu könne.
Die Generalprobe am Vortag erwies sich hier als absolut entscheidend. Ohne diesem intensiven Vorab-Training des Shots und das gezielte Durchspielen besagter Szenen wäre der Zeitverlust voraussichtlich noch gravierender gewesen.
Da der Zeitplan bereits zu kippen drohte, wurde die Mittagspause auf ein Minimum von 15 Minuten reduziert, um nicht noch mehr Verzögerung für die kommenden Teams zu verursachen.
Team 3 (14:30 – ca. 15:45 Uhr): Der Flow entscheidet
Die dritte Gruppe hatte eine gut lesbare und klar strukturierte Choreografie vorbereitet, die auf dem Papier deutlich unkomplizierter wirkte. Tatsächlich zeigte sich aber, dass die Arbeit mit diesem Team eine eigene Herausforderung mit sich brachte: Die Kämpferinnen konnten nicht in einer beliebigen Passage einsteigen, sie mussten die Szene immer vom Anfang an durchspielen, um in den nötigen Flow zu kommen.
Das bedeutete: Selbst kleine Fehler am Ende der Szene machten einen vollständigen Neustart erforderlich. Besonders die Schlussszene (Dolchziehen und Dolchstoß) erwies sich als Wiederholungstreiber. Jeder Take musste sitzen, um die Szene kohärent und filmisch lesbar zu gestalten.
Obwohl wir nur leicht überzogen haben, war die Energie gegen Ende dieser Gruppe merklich angespannter, auch bei mir, da sich die Erschöpfung nun allmählich bemerkbar machte.
Team 4 (15:45 – 17:30 Uhr): Der starke Abschluss
Die vierte und letzte Gruppe war besonders gut vorbereitet, was sich deutlich im reibungslosen Ablauf bemerkbar machte. Die Bewegungsabfolge war präzise, die Kommunikation innerhalb des Teams funktionierte hervorragend, und auch die Anpassungen an die Kamera liefen fast automatisch.
Herausfordernd blieben zwei Szenen: der Knaufstoß zum Kopf sowie die Abschlussszene, die physisch und timingtechnisch einiges abverlangte. Besonders erfreulich war hier die kreative Entscheidung, zwei alternative Enden zu drehen, um später im Schnitt die Variante wählen zu können, die filmisch am besten trägt. Diese Entscheidung entstand spontan und zeigt, wie wertvoll eine gute Dynamik am Set ist.
Um 18:45 Uhr war der letzte Shot im Kasten, das Equipment wurde zusammengepackt, und ein intensiver, aber produktiver Drehtag fand seinen Abschluss.

Fazit: Kraft, Konzentration und Kamera im Gleichgewicht
Der Drehtag war eine Herausforderung, körperlich, logistisch, kreativ. Vier Teams in knapp neun Stunden zu drehen, bedeutet maximale Konzentration, präzise Kommunikation und ständiges Improvisieren. Nicht alles lief perfekt, aber vieles lief besser als erwartet – vor allem durch die gute Vorbereitung, die Bereitschaft zur Anpassung und das Vertrauen in die Beteiligten.
Für mich war es der erste Drehtag dieser Art, an dem ich DoP, Regie, Licht, und Organisation gleichzeitig betreuen musste – ein Spagat, der zwar funktionierte hat, aber auch seine Grenzen spüren ließ.

Zur Grammatik- und Rechtschreibüberprüfung wurde ChatGPT herangezogen.