#5 Erste Vorbereitungen – Von der Idee zur konkreteren Planung

Nachdem die theoretischen Grundlagen gelegt und zahlreiche filmische Vorbilder analysiert wurden, ging es für mein Projekt nun an die erste konkrete Umsetzungsphase. Ziel ist es, vier choreografierte Actionszenen filmisch einzufangen, mit dem Fokus auf Kameraführung, Bildgestaltung und der Frage, wie sich Bewegung im Film sichtbar und lesbar machen lässt. Doch bevor bereits zu viele Gedanken an den Drehtag verloren gehen, braucht es Planung, Organisation und starke Partner.

Kooperation mit INDES Wien

Ein zentraler Schritt war die Zusammenarbeit mit INDES Wien, einem der größten HEMA-Vereine Österreichs. Im Rahmen einer in Graz stattgefundenen Lehrwerksfeier dieser Sportart ergab sich ein zufälliges, aber sofort inspirierendes Gespräch mit Thomas Hofer, dem Obmann und Trainer der Schaukampfsektion des Vereins. Als ehemaliger Schauspieler bringt er nicht nur umfassende Bühnenerfahrung, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Schnittstelle zwischen Bewegung und Darstellung mit.

Thomas stellte mir seine fortgeschrittene Schaukampfgruppe zur Verfügung, motivierte Fechter*innen mit Schaukampferfahrung, die bereit waren, sich auf dieses filmische Experiment einzulassen. Wir beschlossen, dass vier unterschiedliche Paarungen mit jeweils einer eigenen Choreografie gefilmt werden. Die Länge der Szenen sollte pro Paar ca. 30 Sekunden bis maximal eine Minute betragen, ideal, um verschiedene Herangehensweisen an Bewegung, Shotstruktur und Schnitt zu erproben, ohne darstellerisch zu sehr auszuarten. Bei den ausgewählten Waffen war 3x Langschwert, darunter zwei Choreografien zusätzlich mit Dolch, und eine Gruppe mit Langen Messern vertreten.

Locationwahl

Als Drehort fiel die Wahl auf die Sprezzatura Fechthalle1 im ersten Wiener Gemeindebezirk, ein atmosphärisches Kellergewölbe mitten in der Innenstadt. Abseits von Tageslicht und Passanten, bietet der Raum eine intime, kontrollierbare Umgebung, in der sowohl Choreografie als auch Kameraführung gezielt geplant werden konnten. Die Backsteinwände und Bögen schaffen ein visuelles Grundgerüst, das sich gut für den geplanten Look eignet, ohne dabei von der Choreo selbst zu sehr abzulenken.

Einzige Herausforderung: eine Spiegelfront an einer der kurzen Wandseiten, die bei bestimmten Kamerawinkeln schnell ungewollte Reflektionen oder Sichtbarkeit des Kamerateams verursachen können. Für die Shotplanung bedeutete das: noch sorgfältiger auf Blickachsen und Hintergründe achten, ein Detail, das nach Erkennung der Gefahr sofort in die Vorbereitung für das Storyboard eingeflossen ist.

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Lichtgestaltung

Um den Fokus auf die Kameraarbeit zu legen, wurde die Beleuchtung bewusst minimalistisch gehalten. Der Raum selbst sollte Teil der Szene werden, ohne dabei zu Ablenkend zu wirken. Da es keine Fenster gab, konnte ich mit voller Kontrolle über Licht und Schatten arbeiten.

Zwei Amarant F22 C LED-Panels wurden so positioniert, dass sie über der Aktionsfläche montiert Spannung erzeugen, ohne zu stark in den Vordergrund zu treten. Ziel war eine ausbalancierte Lichtstimmung, die genug Kontrast bietet, um Tiefe und Struktur in den Bewegungen zu erzeugen, gleichzeitig verschwanden Hintergrundelemente, wie die Garderobe oder die Tür zum Abstellraum, eher ins Dunkle.

Strategische Reihung der Choreografien

Da nicht alle Gruppen die gleiche Erfahrung im Schaukampf mitbrachten und auch der Schwierigkeitsgrad der Choreografien variierte, wurde bereits im Vorfeld eine sinnvolle Reihung der Drehs vorgenommen – nach Komplexität der Choreografie und Anspruch an die Kameraarbeit. Schnell war klar, dass wir mit einer technisch einfacheren Szene zu starten, um langsam in Betrieb zu kommen, bevor die schwierigeren Paarungen folgten.

Die Reihenfolge sah folgendermaßen aus:

Gruppe 1: Kurze Choreografie mit geringer Komplexität

Gruppe 2: Die technisch und kameratechnisch anspruchsvollste Szene, mit einer längeren, sehr detaillierten Kampfsequenz.

Gruppe 3: Veronika und : Längere Choreografie mit mittlerem Schwierigkeitsgrad

Gruppe 4: Ebenfalls mittellang, mit leicht erhöhter Kameradynamik, aber weniger körperlicher Intensität als Gruppe 2.

Mit diesen Vorbereitungen war das Fundament für die kommenden Drehtage gelegt. Im nächsten Blogpost folgt ein detaillierter Einblick in die technischen Probeläufe, von Equipmenttests über die Generalprobe bis hin zur finalen Shotplanung im Storyboard. Bleibt also dran!

  1. Link zu Sprezzatura ↩︎

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