Als zweiten Impuls für meine Blog Beiträge habe ich mir die 2025 erschienene Dokumentation Girls & Gods angesehen, in der Inna Shevchenko die Zuseher:Innen durch unterschiedliche Dialoge zum Thema Feminismus und Religion führt. Der Film scheut nicht davor zurück, Konflikt zu zeigen, entgegengesetzte Meinungen und Weltansichten zu thematisieren und so zu einem Dialog und einem Nachdenken über das Thema anzuregen.
Mit meiner Masterarbeit im Hinterkopf war es besonders spannend zu sehen, dass Interviews in Dokumentationen keineswegs immer neutral und objektiv geführt werden müssen. Shevchenko hat in ihren Konversationen mit unterschiedlichen Frauen aus diversen Religionen, Kulturen, und Überzeugungen sehr klar Stellung zu den Themen bezogen und auch ihr Hintergrund als feministische Aktivistin wird klar thematisiert. Damit steht sie in vielen der Gesprächen als ganz klare Gegenspielerin zu den oftmals streng-gläubigen Frauen und deren patriarchalen Überzeugungen.
Und obwohl sie in keinem der Interviews je respektlos oder angreifend wird, erkennt man ganz klar ihre Meinung und auch ihre Leidenschaft zu gewissen Themen. Als Zuseher:In fühlt man sich stark geneigt, ebenfalls Shevchenkos Überzeugungen zu teilen und auf ihrer Seite der Diskussionen zu stehen. Die Dokumentation hat meiner Meinung nach aber trotzdem beide Seiten des Themas ganz klar beleuchtet und auch durch Shevchenkos Art und Weise ruhige, respektvolle und interessierte Gespräche mit Personen zu führen, deren Überzeugungen das genaue Gegenteil ihrer eigenen darstellten, hat Zuseher:Innen das Gefühl gegeben, einem ausgeglichenen und produktiven Dialog beizuwohnen.
Girls & God behandelt ein extrem polarisierendes Thema ohne es jedoch mit Samthandschuhen anzufassen. Die Filmemacher nehmen eine ganz klare Position ein und schaffen es trotzdem aus dem Film keine Hetze gegen “die Anderen” zu machen, sondern ein passioniertes und doch respektvolles Gespräch zwischen Personen, die teils völlig konträre Lebenseinstellungen und Prinzipien haben und es dennoch schaffen, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Nun, ich sage nicht, dass diese Art von respektvollem Dialog nur darauf zurückzuführen ist, dass in dem Film lauter weiblich gelesene Personen zu Wort kamen, aber ich sage auch nicht, dass ich das völlig ausschließe.
Mein Fazit zu dem Film ist, dass er es unglaublich gut schafft, in den Zuseher:Innen genau die richtige Mischung aus Empörung, feministischer Solidarität, und Weltoffenheit zu erzeugen, um wichtige Gedanken und Dialoge anzustoßen. Während Girls & Gods ganz klar zeigt, wie wichtig es ist, das Gespräch mit denjenigen zu suchen, deren Weltanschauung sich ganz stark von der eigenen unterscheidet, hat er Zuseher:Innen auch dazu an, darüber hinaus nicht unsere Gemeinsamkeiten zu vergessen.
Die Dokumentation zeigt bewusst unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen und lässt nicht die Argumente der anderen einfach weg, während sie trotzdem sehr klar Stellung zu den thematisierten Problemen bezieht, ohne predigend, abwertend oder ignorant zu sein.
Für meine eigene Arbeit lässt sich diese Art und Weise der Konfliktdarstellung vielleicht aufgreifen, da ich zwar ganz klar Stellung beziehen will zu Nachhaltigkeit im Tourismus, gleichzeitig aber nicht jede Person die regelmäßig fliegt oder jede Kreuzfahrtgesellschaft verteufeln und pauschal als schlecht darstellen will. Stattdessen würde ich gerne einen Raum für Dialog schaffen, der es Zuseher:Innen ermöglicht, das ganze Bild zu sehen und sich eine eigene Meinung zu machen, sowie für ihr eigenes Leben vielleicht die passenden Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu setzen.