Kritische Beurteilung der Masterarbeit – Proseminar Master’s Thesis Gruppe A

Titel: Objektbasierte Musikproduktion – Entwicklung eines kombinierten Workflows für Dolby Atmos Music und 360 Reality Audio auf Basis einer bereits bestehenden Stereo-Mischung
Autorin: Daniela Rieger
Erscheinungsjahr: 2020
Studiengang: Masterstudiengang Audiovisuelle Medien
Hochschule: Hochschule der Medien Stuttgart (HdM)
Betreuung: Betreuung (Praxispartner Fraunhofer IIS, Erlangen): Dr. Ulli Scuda, M.Eng. Philipp Eibl

Allgemeiner Überblick

Die Masterarbeit von Daniela Rieger wurde im Studiengang Audiovisuelle Medien an der Hochschule der Medien Stuttgart verfasst und befasst sich mit einem Thema, welches sehr nahe zu meinem aktuell geplanten Masterarbeitsthema ist: der objektbasierten Musikproduktion in den Formaten Dolby Atmos Music und 360 Reality Audio. Ziel der Arbeit ist es, einen kombinierten Workflow zu entwickeln, der auf einer bereits bestehenden Stereo-Produktion aufbaut und für beide Formate funktioniert. Dies ist im Grunde eine gute Grundlage, wie ich die Stereo-Produktionen (die ich jetzt schon habe), in 3D Audio übertragen kann.

Die Arbeit ist klar und nachvollziehbar aufgebaut. Nach einer Einführung folgen theoretische Grundlagen zu objektbasiertem Audio, eine technische Beschreibung der beiden Systeme, die Entwicklung des Workflows sowie die praktische Umsetzung anhand eines realen Songs (Kentia Danca von RIAD & J.K.Rollin’). Das Werkstück besteht also aus einer konkreten Produktion in beiden Formaten, die in der Arbeit ausführlich dokumentiert wird.

Gestaltungshöhe

Die Arbeit überzeugt durch ihren hohen technischen Anspruch. Rieger zeigt ein sehr gutes Verständnis für komplexe Produktionsabläufe und schafft es, diese in einen strukturierten, praxisnahen Workflow zu übersetzen. Die Darstellung ist detailliert, mit vielen Abbildungen und Beispielen, wodurch die technische Umsetzung nachvollziehbar wird.
Was etwas zu kurz kommt, ist die gestalterisch-ästhetische Bewertung des Ergebnisses. Die Autorin beschreibt zwar die klanglichen Unterschiede zwischen den beiden Formaten, führt aber keine systematische Höruntersuchung oder vergleichende Evaluation durch (Hörtests?).

Innovationsgrad

Das Thema war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (2020) sehr aktuell und relevant. Objektbasierte Musikformate befanden sich damals im Aufschwung, und ein kombinierter Workflow war bisher kaum dokumentiert. Der Neuigkeitswert liegt also vor allem in der praxisorientierten Kombination beider Systeme, nicht in einer theoretischen Neuentwicklung.

Selbstständigkeit

Die Arbeit zeigt ein hohes Maß an Eigenständigkeit. Rieger hat sich intensiv in beide Systeme eingearbeitet, die Workflows eigenständig aufgebaut. Besonders positiv fällt auf, dass sie bei technischen Schwierigkeiten eigene Lösungen entwickelt und direkt mit Dolby in Kontakt stand, um Detailfragen zu klären.

Gliederung und Struktur

Der Aufbau ist logisch und gut nachvollziehbar. Die Kapitel sind klar voneinander abgegrenzt und führen schrittweise von der Theorie zur Praxis. Abbildungen, Tabellen und Screenshots unterstützen die Struktur und helfen beim Verständnis.
Manche theoretische Abschnitte sind recht textlastig und hätten etwas kürzer ausfallen können. Auch methodische Entscheidungen (z. B. Parameterwahl bei den Exporten) könnten stellenweise übersichtlicher zusammengefasst werden.

Kommunikationsgrad

Riegers Schreibstil ist sachlich, präzise und technisch korrekt. Sie erklärt komplexe Sachverhalte verständlich und belegt ihre Aussagen mit anschaulichen Beispielen. Besonders hilfreich sind die zahlreichen Screenshots und Diagramme, die ihre Beschreibungen unterstützen.
Teilweise ist der Text recht dicht und setzt technisches Vorwissen voraus, was für ein Fachpublikum aber angemessen ist. Für Leser*innen außerhalb unseres Studiengangs wäre ein kurzes Glossar oder eine Zusammenfassung am Ende der Kapitel hilfreich gewesen.

Umfang der Arbeit

Die Arbeit hat einen sehr passenden Umfang. Sie behandelt alle relevanten Aspekte des Themas und geht dabei sowohl theoretisch als auch praktisch in die Tiefe. Der Aufwand der praktischen Umsetzung wird deutlich, und der Umfang ist für eine Masterarbeit angemessen und ausgewogen.

Orthographie, Sorgfalt und Genauigkeit

Die Arbeit ist formal sehr sauber. Sprache, Rechtschreibung und Layout sind größtenteils fehlerfrei. Zitate und Quellenangaben sind korrekt formatiert, und die Verzeichnisse sind vollständig. Nur gelegentlich finden sich längere Schachtelsätze, die man für eine noch bessere Lesbarkeit etwas vereinfachen könnte.

Literatur

Das Literaturverzeichnis ist umfangreich und enthält sowohl wissenschaftliche als auch praxisnahe Quellen. Neben Fachartikeln und AES-Publikationen nutzt Rieger auch aktuelle Dokumentationen der Hersteller Dolby und Sony, die für das Thema unerlässlich sind.

Beurteilung des Werkstücks

Das Werkstück ist der zentrale praktische Teil der Arbeit. Es besteht aus der Umsetzung eines Songs in Dolby Atmos Music und 360 Reality Audio und wird detailliert beschrieben. Rieger zeigt alle Schritte von der Session-Struktur über die Plugin-Konfiguration bis hin zu den Exporten und Lautheitsmessungen.
Die Umsetzung ist technisch überzeugend und praxisnah. Theorie und Praxis greifen sinnvoll ineinander, und die Arbeit zeigt klar, welche Unterschiede und Herausforderungen in den beiden Formaten bestehen. Zwar sind die fertigen Produktionen selbst (also die Audiofiles) nicht direkt zugänglich (was leider sehr schade ist), doch die Dokumentation ist so detailliert, dass der Prozess vollständig nachvollziehbar bleibt.
Insgesamt entspricht die Qualität des Werkstücks eindeutig den Anforderungen einer Masterarbeit auf unserer FH: Es ist technisch sauber, innovativ und zeigt einen klaren Erkenntnisgewinn.

Meine persönliche Gesamtbewertung

Daniela Rieger hat mit dieser Arbeit eine sehr gelungene und praxisorientierte Masterarbeit vorgelegt. Sie verbindet theoretisches Wissen mit praktischer Umsetzung auf hohem Niveau und liefert einen Workflow, der auch für andere Produzenten und Toningenieur*innen relevant ist.
Besonders positiv ist die technische Präzision und die klare Struktur. Etwas ausbaufähig wäre noch die klangliche bzw. ästhetische Bewertung des Ergebnisses, etwa durch eine kleine Hörstudie oder eine Reflexion der wahrgenommenen Räumlichkeit.

Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ihre Sorgfalt, Tiefe und Praxisnähe. Ich würde sie im oberen Notenbereich einstufen – zwischen 1 und 2

Empfehlung / Inspiration für mein 3D Audio Master-Projekt

Es könnte wirklich noch spannender sein, die Hörwahrnehmung stärker in den Fokus zu rücken – etwa durch kleine Vergleichstests oder Feedbackrunden mit Hörer*innen (wie das bei anderen Masterarbeiten, die ich in diesem Bereich gelesen hatte, auch schon getan wurde).

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