“Contrast: The proportion of light to dark within the frame. ‘High contrast’ denotes a large variance from the darker elements to the lighter elements within the scene and ‘low contrast’ exists when the ratio between light and dark is minimal. Natural scene lighting is considered low contrast (that is,
‘high-key’ lighting, particularly used for drama, action, and comedy) while high-contrast (’low-key’) lighting is generally utilised for suspense, neo-noir, or horror films to create a stark, foreboding mise en scène.” (De Valk & Arnold, 2013, S. 76)
Das Beispiel aus The Lovely Bones (2009, Regie Peter Jackson) verdeutlicht in exemplarischer Weise, wie Lichtsetzung, Kontraste und Farbgestaltung als dramaturgische Werkzeuge eingesetzt werden können, um emotionale Reaktionen zu strukturieren und moralische Zuschreibungen innerhalb eines filmischen Narrativs zu verankern. Die Gegenüberstellung der Bildräume, in denen Susie und der Täter inszeniert werden, illustriert die semantische Funktion von Licht, wie sie bereits in der filmwissenschaftlichen Literatur breit diskutiert wird.






Die ersten drei Einstellungen, die Susie zeigen, funktionieren mit hohen Lichtwerten, warmen Farbtönen und einem geringeren Kontrastverhältnis. Die Komposition vermittelt Helligkeit, Offenheit und visuelle Harmonie. Dies ist konsistent mit der kulturprägenden Lichtsemantik, wonach Helligkeit traditionell mit positiven Attributen wie Unschuld, Sicherheit und moralischer Integrität verbunden wird. In der Terminologie von Brown und Rockett fungiert dieses Lichtregime als kulturell codierter Marker, der dem Publikum erlaubt, die Figur intuitiv und ohne narrative Überformung als “gut”, “schutzbedürftig” oder “vertrauenswürdig” zu identifizieren.
Demgegenüber stehen die Bilder des Mörders, die durch stark reduzierte Luminanz, kalte Farbräume und hohen Kontrastverhältnissen charakterisiert sind. Die visuelle Gestaltung lebt von engeren Räumen, sowie einer insgesamt gedrückten atmosphärischen Dichte. Diese Darstellungsweise erzeugt eine visuelle Enge, die nicht nur räumliche Bedrohung, sondern auch psychologische Ambivalenz transportiert. Wie Dyer herausarbeitet, ist die dramaturgische Verbindung zwischen Dunkelheit, moralischer Korruption und Gefahr nicht zufällig. Diese ist in jahrzehntelangen, kulturell sedimentierten Wahrnehmungsmustern verankert. Filme nutzen diese symbolischen Lichtcodes gezielt, um emotionale Wertungen beim Zuschauer zu kanalisieren, bevor die Handlung selbst explizite Informationen liefert. (Maszerowska, 2012, S. 77-78)
Die Arbeit mit starkem Kontrast und Low-Key-Lichtsituationen erzeugt beim Publikum in der Regel eine emotionale Resonanz, die den Zuschauer erfasst und eine besondere Tiefe an Drama hervorruft. Diese Wirkung entsteht, ohne dass übertriebene Action oder ein lauter, dominanter Soundtrack eingesetzt werden müssen. Die entscheidende Rolle spielt hier die subtile Gestaltung, die Atmosphäre und Stil aufbaut und gleichzeitig eine feine, im Bild spürbare Bewegung andeutet. (De Valk & Arnold, 2013, S. 58-59)
Bemerkenswert ist zudem, dass diese Differenzierung nicht lediglich als ästhetisches Stilmittel fungiert, sondern eine aktive Rolle im kognitiven und emotionalen Verarbeitungsprozess des Publikums einnimmt. Die visuelle Trennung der Figurenwelten erzeugt eine klare emotionale Orientierung und erleichtert die empathische Positionierung. Während Susies helle Bilder den Zugang zu emotionaler Resonanz und Mitgefühl öffnen, erschwert die düstere Darstellung des Täters die affektive Annäherung und verschiebt die Wahrnehmung in Richtung kognitiver Distanzierung. Dadurch bestimmen Licht und Schatten nicht nur die räumliche Struktur der filmischen Welt, sondern greifen direkt in Mechanismen der Zuschauerempathie ein.
Insgesamt zeigt das Beispiel, wie cinematographische Lichtsetzung als komplexes semiotisches System operiert, das moralische Kategorien visuell kodiert, emotionale Reaktionen vorstrukturiert und die Wahrnehmungsweise des Publikums kanalisiert. Die Analyse unterstreicht, dass vorallem Licht im Film weit über seine technische Funktion hinausgeht. Es ist ein zentrales Werkzeug zur Steuerung von Emotion und Wahrnehmung. (Maszerowska, 2012, S. 77-78)
De Valk, M., & Arnold, S. (2013). The Film Handbook (0 ed.). Routledge. https://doi.org/10.4324/9780203146446
Rockett, Will H. (1988) Devouring whirlwind. Terror and transcendence in the
cinema of cruelty. Connecticut: Greenwood Press, Inc.
Brown, Blain. (1996) Motion picture and video lighting. Burlington, MA: Butterworth – Heinemann.
Dyer, Richard. (1997) White. London: Routledge.
Maszerowska, A. (2012). Casting the light on cinema – how luminance and contrast patterns create meaning. MonTI. Monografías de Traducción e Interpretación, 4, 65–85. https://doi.org/10.6035/MonTI.2012.4.3