Pionierinnen des Films: Mary Pickford

Mary Pickford, geboren als Gladys Smith im Jahr 1892 in Toronto, Kanada, gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der frühen Filmgeschichte. Schon in jungen Jahren übernahm sie die Verantwortung für ihre Familie, als ihr Vater bei einem Unfall ums Leben kam. Bereits mit sieben Jahren begann sie auf der Bühne zu arbeiten, um ihre Mutter und Geschwister zu unterstützen. Die Schauspielerei wurde zu einem Familienunternehmen, doch die Ambition und der unerschütterliche Wille, ein Star zu werden, lagen allein bei Gladys. 1907 erhielt sie durch den Broadway-Produzenten David Belasco nicht nur eine Rolle in The Warrens of Virginia, sondern auch den Künstlernamen Mary Pickford.

Anfänge in der Filmindustrie

Im Jahr 1909 wandte sich Pickford zwischen zwei Bühnenengagements an D.W. Griffith von der Biograph Company in New York und bat um Arbeit. Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entwickelte sich bald zu einer Leidenschaft für die Schauspielerei im Film. Sie blieb von 1909 bis 1911 bei Biograph, arbeitete vorübergehend für die Independent Motion Picture Company (IMP) und Majestic Pictures, bevor sie 1912 zu Griffith zurückkehrte. Ihr Durchbruch in der Filmindustrie kam 1913, als sie einen Vertrag mit Adolph Zukors Famous Players Film Company unterschrieb und den Bühnenauftritt hinter sich ließ. Zu dieser Zeit war das Konzept des Spielfilms noch jung, doch Pickford sollte bald zu dessen größter Ikone werden.

Aufstieg zur Weltberühmtheit

Schon 1911 zierte Pickford als “Moving Picture Mary” das Cover des New York Dramatic Mirror, ein bisher Theaterschauspielern vorbehaltenes Privileg. Ihr Aufstieg zur internationalen Berühmtheit begann mit Filmen wie Tess of the Storm Country (1914), das sie als leidenschaftliche Kämpferin für die Unterprivilegierten zeigte und die Herzen der Zuschauer weltweit eroberte. Dieser Erfolg verschaffte ihr eine nie dagewesene Verhandlungsposition: 1916 unterzeichnete sie einen Vertrag, der ihr ein Gehalt von 10.000 Dollar pro Woche, 50% der Gewinne ihrer Filme und eine eigene Produktionsfirma zusicherte. Sie war nicht nur Schauspielerin, sondern kontrollierte jeden Aspekt ihrer Filme, von der Drehbuchauswahl bis zum Schnitt.

Zu den Höhepunkten ihrer Karriere in den 1910er-Jahren gehören Filme wie Poor Little Rich Girl (1917), Stella Maris(1918) und The Hoodlum (1919). Pickford war bekannt für ihre Rollen als Kind, etwa in Rebecca of Sunnybrook Farm(1917) und Daddy-Long-Legs (1919). Ihr Talent, die Komplexität und Unschuld der Kindheit darzustellen, machte diese Figuren unvergesslich.

Gründung von United Artists und die 1920er-Jahre

1919 gründete Pickford gemeinsam mit Charlie Chaplin, D.W. Griffith und Douglas Fairbanks die United Artists, die erste unabhängige Filmvertriebsgesellschaft. Im selben Jahr begann ihre Romanze mit Fairbanks, die sie 1920 heiratete. Als “König und Königin von Hollywood” hielten sie Hof in ihrem Anwesen Pickfair und wurden zu einem Symbol des goldenen Zeitalters von Hollywood.

In den 1920er-Jahren reduzierte Pickford ihre Filmarbeit auf einen Film pro Jahr, um die Qualität ihrer Produktionen zu sichern. Zu ihren erfolgreichsten Werken dieses Jahrzehnts gehören die Neuverfilmung von Tess of the Storm Country(1922), Rosita (1923) und Sparrows (1926). Ihr letzter Stummfilm, My Best Girl (1927), gilt als einer der besten dieser Ära.

Herausforderungen und Rückzug aus der Filmindustrie

Mit dem Aufkommen des Tonfilms Ende der 1920er-Jahre musste sich auch Pickford anpassen. Sie schnitt ihre charakteristischen Locken ab und spielte in zwei Filmen, darunter Coquette (1929), für den sie einen Oscar als beste Schauspielerin gewann. Dennoch erreichten diese Filme nicht die Popularität ihrer Stummfilme. Nach zwei weiteren Tonfilmen zog sich Pickford 1933 aus der Schauspielerei zurück.

Obwohl sie weiterhin Filme produzierte, fehlte ihr die kreative Befriedigung, die sie als aktive Künstlerin erfahren hatte. Der Tod ihrer Mutter 1928, gefolgt von den Verlusten ihres Bruders und ihrer Schwester in den 1930er-Jahren, sowie das Ende ihrer Ehe mit Fairbanks 1936 belasteten sie persönlich schwer. 1937 heiratete sie den Schauspieler Charles “Buddy” Rogers, mit dem sie bis zu ihrem Tod 1979 verheiratet blieb.

Bedeutung und Vermächtnis

Mary Pickford war nicht nur die erste wahre Filmikone, sondern auch eine Pionierin für Frauen in der Filmindustrie. Ihre Durchsetzungskraft und ihr kreativer Einfluss machten sie zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des frühen Kinos. Sie hinterließ ein Vermächtnis von Filmen, die bis heute inspirieren, und ebnete den Weg für künftige Generationen von Schauspielerinnen und Filmemachern.

Fazit

Mary Pickford war eine visionäre Künstlerin und Unternehmerin, deren Einfluss auf die Filmindustrie unübertroffen bleibt. Ihre einzigartige Verbindung von Talent, Charisma und Geschäftssinn prägte die frühen Jahrzehnte des Films und sicherte ihr einen festen Platz in der Geschichte des Kinos.

Quelle: https://wfpp.columbia.edu/pioneer/ccp-mary-pickford/

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